Chor der Diven
Die besten jungen deutschsprachigen Autorinnen jetzt in einem Band

Wer beim Titel dieser neuen Anthologie an den Olymp deutscher Hochliteratur denkt oder gar an die Primadonnen des Belcanto, liegt absolut falsch: „Ob in safranfarbenes Halbleinen gebunden oder in Hochlandziege mit Goldschnitt, bei Büchern werde ich nicht schwach. Silberne Slingpumps, Trotteurs, High Heels, jede Menge High Heels, goldene Spangenschuhe, Stiefeletten, weißer Lack, cognacfarbenes Glacéleder, grünes Wildleder, rotes Ziegenvelours, das sind meine Klassiker.“ So radikal wie Katja Schmid - hauptberuflich Journalistin, Jahrgang 1970, Schuhgröße 36 - wenden sich zwar nicht alle Autorinnen dieser Textsammlung vom bildungsbürgerlich-klassischen Literaturideal ab, doch die Tendenz geht eindeutig in Richtung Lifestyle. Unter den 24 deutschsprachigen Nachwuchs-Diven, die hier zu einem Kolletkivauftritt gebeten wurden, finden sich einige, die auf den literarischen Hitlisten bereits bestens platziert sind: Julia Franck, Maike Wetzel, Terézia Mora, Elke Naters, Andrea Parr, Renan Demirkan, Silvia Szymanski. Bis auf wenige Ausnahmen intonieren sie eher undramatisch, spielerisch. Easy Listening/Easy Writing, lautet ihr Credo.
Thematisch spannt diese Textsammlung einen extrem weiten Bogen. Der beginnt mit kafkaesker Verlorenheit in einer Hotellobby (Julia Frankc) und reicht bis zu einem ergreifenden Brief an eine verstorbene Freundin (Renan Demirkan). Ob Fräuleinwunder oder coole Lady - die jungen Autorinnen dieser Anthologie erzählen selbstbewusst und frappierend unbeschwert, als sei ihnen die Urangst aller Diven, das Risiko zu scheitern, gänzlich unbekannt.

(Beate Berger, Vogue November 2000, S. 136, www.vogue.com)

„West-östliche Diven“, hrsg. von
U. Ostermeyer und S. Zeitz
Deutscher Taschenbuchverlag
DM 22.- ISBN 3-423-24226-4

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